Ladeweihe in Philippus

Ladeweihe in der Philippus-Kirche

Womöglich sind sie ihnen begegnet, als sie zur Kirche strömten. Hunderte Eritreer kamen am Abend des 9. Januar 2016 nach Friedenau, um hier etwas Einzigartiges, ja ein Hochfest der Eritreischen Kirche, zu erleben. Unsere eritreischen Geschwister weihten in der Philippus-Kirche eine Lade. Das kommt eher selten vor, weil in Eritrea alle Kirchen schon eine Lade haben. Damit ist die Ladeweihe so einzigartig, wie unser Kirchweih. Erst mit der Lade darf eine Gemeinde auch alle Sakramente feiern und Weihrauch benutzen. Erst mit der Lade ist es ein richtiger Gottesdienst. Doch was ist eigentlich eine Lade?

 

Bild: Jacques J. Tissot: Die Lade zieht um Jericho

Die Bundeslade kennen wir und verbinden diese mit dem jüdischen Volk. Die Bibel berichtet uns, dass die Lade vor dem Volk herzog und besonders heilig und mächtig war. In ihr lagen die Tafeln der Zehn Gebote, die Mose vom Berg mit hinuntergebracht hatte. Die Lade symbolisierte zum einen den Bund Gottes mit seinem Volk, daher wird sie Bundeslade genannt und zum anderen Gottes Gegenwart im jüdischen Volk, während man durch die Wüste zog und das verheißene Land besiedelte. Später stand sie im Tempel und dort verliert sich dann ihre Spur.

Es gibt eine Legende, die besagt, dass das Gefolge Meneliks, einem Sohn von König Salomo und der Königin von Saba, die Bundeslade stahl und durch eine Kopie ersetzte. Fortan befand sich die Lade Afrika. Heute soll sie sich in der Kirche der Heiligen Maria vom Zion in Aksum befinden. Nur der Wächter darf sie sehen und so gibt es in jeder Kirche eine Kopie der Lade. Erst wenn die Lade da ist, darf man Sakramente spende und die gesamte Heilige Liturgie feiern.

Photo: Ondřej Žváček Heilige Maria vom Zion in Aksum

Das ist nun auch in der Gemeinde unserer eritreischen Geschwister möglich. Und dieser Festtag wurde würdig begangen.

Unsere Kirche war kaum wieder zu erkennen. Alles war mit Teppichboden ausgelegt und vorn im Altarraum war ein Vorhang aufgebaut, der das Allerheiligste vom Rest der Kirche trennte. Die Kirche war voller als am Heilgen Abend und es kamen immer mehr Menschen dazu. Zuerst sang und tanzte der Chor, dann stimmte die Gemeinde mit ein, bis es auf einmal still wurde. Dann begann die Zeremonie. Die Lade zog ein! Ein Priester trug sie auf dem Kopf und bildete die Mitte der einziehenden Priester und Diakone, die anderen begleiteten ihn mit Gebet, Weihrauch und Gesang. Die Gemeinde sang, betete und trommelte. Dann wurde die Lade hinter den Vorhang gebracht, der sich noch einige Male öffnete und den Blick auf die Lade freigab.

Die Lade - Photo: Dr. Klaus Wittmann

In den nächsten 12 Stunden wurde gebetet, getanzt, gesungen, getauft und gepredigt. Es war ein großartiger Gottesdienst und ein großer Festtag, als die Lade nach Berlin in die Philippus-Kirche kam. Nun bitten wir Gott, dass er unsere eritreischen Geschwister und ihre Gemeinde behütet und mit seinem Segen bei ihnen ist.